Kopf der Woche

Mr. Gold: Gold steigt auf 5.000 Dollar

aktualisiert 18.04.11 15:23 Uhr

Rob McEwen, auch bekannt als „Mister Gold“, schuf einen der größten Goldkonzerne der Welt. Obwohl es an der Börse gut lief, stieg er 2005 bei Goldcorp aus, um sich auf neue Investmentstrategien rund ums Thema Gold zu konzentrieren.

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von Tim Schäfer, €uro am Sonntag

Obwohl der Goldpreis bereits stark gestiegen ist, sieht der bekannte Edelmetallexperte Rob McEwen noch deutliches Aufwärtspotenzial. Dabei investiert der kanadische Milliardär nicht nur in physisches Edelmetall, sondern auch in Unternehmen. Und nicht die eta­b­lierten Goldkonzerne wie Barrick oder Newmont Mining sind sein Ziel, sondern junge Minen- und Explorationsfirmen. Warum, verrät er im Gespräch mit €uro am Sonntag.

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€uro am Sonntag: Herr McEwen, Sie gehören zu den erfahrensten Gold­investoren weltweit. Wie hat sich der Goldmarkt seit den 90er-Jahren verändert?
Rob McEwen:
Er hat sich grund­legend gewandelt. Die Bank von England verkauft heute viel geringere Mengen ihres Goldbestands als vor einem Jahrzehnt. Viele andere Zent­ralbanken handeln ähnlich, auch sie verkaufen weniger Gold. Heute haben wir Zentralbanken wie in Indien, in China, in Russland oder im Nahen Osten, die alle Gold zukaufen. Und der Chef der Weltbank sagt, es sei völlig egal, was auch immer passiere mit unserer Weltwirtschaft, ein Vermögenswert wie Gold falle nie auf null. Deshalb ist es von Vorteil, es zu besitzen.


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Also lohnt sich der Einstieg noch?
Rückblickend hat Gold als Investment besser abgeschnitten als jede andere traditionelle Anlageform. Viele Vermögensberater fragen sich nun: Gold hat eine exzellente Performance hingelegt, warum ist es nicht Bestandteil meines Portfolios? Ich glaube, wir sind noch in einer sehr frühen Phase des Goldbesitzes. Viel mehr Menschen wollen heute Gold in ihr Portfolio aufnehmen, als das vor zehn Jahren der Fall war.

Manche warnen davor, dass sich beim Gold eine Preisblase gebildet hat, die jederzeit platzen könnte. Wo steht Gold in ein paar Jahren?
In ein paar Jahren werden wir Preise von 5.000 Dollar je Feinunze sehen. Gold ist wie gesagt ein Anlagegut, das immer einen Wert ­behält.

Welche Rolle spielt künftig der Dollar?
Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass der Dollar die Reservewährung der Welt ist. Russland, China und der Nahe Osten holen auf und erheben Ansprüche, die Reservewährung der Welt zu stellen.

Welche Währung ist die stabilste?
Die westliche Welt entwickelt sich hin zu einer Situation, wie wir sie aus der Weimarer Republik kennen. Alle drucken Geld. Wenn das Vertrauen weiter schwindet, bekommen wir ein Problem.

Wie hat sich die Struktur der großen Goldfirmen im Vergleich zu früher gewandelt?
Die Größe der Goldfirmen nahm bezogen auf die jährliche Produktionsmenge zu. Gleichzeitig sank aber ihre Zahl. Früher galten Firmen als bedeutend, die 500.000 Unzen jährlich abbauten. Heute sind Konzerne von Bedeutung, die drei oder fünf Millionen Unzen fördern. Der weltgrößte Goldbergbaukonzern, Barrick, kommt gar auf acht Millionen Unzen. In den vergangenen drei Jahren fand eine beachtliche Konsoli­dierung in der Branche statt. Außerdem sind immer mehr Führungskräfte Finanzprofis und haben kein Branchen­fachwissen.

Wie haben sich die Anlagemöglichkeiten verändert?
Goldbasierte Indexfonds wie Exchange Traded Funds gab es damals nicht. Dieses Instrument soll es Investoren erleichtern, in den Sektor zu investieren. Gold-ETFs wurden ursprünglich geschaffen, um den Goldpreis zu stabilisieren. Wenn Anleger heute in den Sektor investieren möchten, können sie als Erstes diese ETFs kaufen, die wie ein Publikumsfonds funktionieren. Sind sie dann eine Weile engagiert, wird es vielleicht interessant, sich gezielt nach Firmen umzuschauen.

Ist es besser, einen ETF zu kaufen oder direkt in eine Goldmine zu investieren?
Ich persönlich investiere in physisches Gold. Den Rest meines Vermögens lege ich in jungen Minen- und Explorationsunternehmen an. Diese versprechen ein höheres Kurs­potenzial als die etablierten Konzerne. Zum Beispiel Barrick Gold, der weltgrößte Goldförderer: Zwischen 1985 und 1994 stieg die Aktie im Schnitt um 59 Prozent pro Jahr. Seit 1995 kletterte Barrick jedoch nur um drei Prozent jährlich. Und das trotz des Umstands, dass sich ihre Produk­tion verdreifacht hat und der Goldpreis seither um den Faktor 4 gestiegen ist. Man sollte meinen, der Kurs müsste 15-mal höher notieren.

Trifft das auch auf andere zu?
Die großen Minen schneiden insgesamt lausig ab. Newmont Mining hat sich ebenfalls schwach entwickelt. In den letzten zwölf Jahren, in denen ich Goldcorp leitete, ist der Kurs im Schnitt um 31 Prozent pro Jahr gestiegen. Jetzt gibt es nur noch einstellige Zuwachsraten.

Woran liegt das?
Sie stemmen sehr viele Zukäufe. Und die Leute an der Spitze haben keinen großen Anteil an den Firmen. Ich glaube, wenn ein Vorstandschef einen bedeutenden Prozentsatz am Unternehmen hält, ist er entsprechend motivierter und macht sich ­Gedanken darüber, wie der Kurs am sinnvollsten steigen könnte. Wenn er hingegen nicht beteiligt ist, sorgt er zwar für Wachstum, weil sich das Gehalt nach der Größe des Konzerns richtet, aber er kümmert sich nicht um die Steigerung des Werts je Aktie. Der Markt bestraft diese Papiere, weil eben nicht die Substanz steigt. Die Vorstände schaffen also Wachstum über Zukäufe, aber sie schaffen keine Wertsteigerung für ihre Aktionäre.

Und bei Ihnen ist das anders?
An den Unternehmen, die ich leite, besitze ich zwischen 20 und 31 Prozent des Grundkapitals. Ich kassiere kein Gehalt. Die einzige Möglichkeit für mich, Geld zu verdienen, besteht in einer Steigerung des Aktienkurses.

Warum haben Sie Ihre Goldcorp-Aktien verkauft?
Als ich meinen Posten bei Goldcorp aufgab, behielt ich zunächst meine Goldcorp-Aktien und dachte mir: Jetzt kassierst du Dividende. Der Aktienkurs hätte meiner Meinung nach auf über 100 Dollar steigen können, wenn das Management nicht so viele Unternehmen zugekauft hätte. Als Goldcorp 2006 den Konkurren­ten Glamis übernahm, glaubten die Vorstände, das sei ein großartiges ­Investment. Dabei gaben sie 80 Prozent neue Aktien aus und zahlten ­einen Bewertungsaufschlag von 30 Prozent. Sie baten noch nicht einmal ihre Aktionäre um deren Zustimmung. Also stieß ich meine Aktien ab und kaufte mich mit dem Erlös bei US Gold ein.

Was machen Sie in Ihren Unternehmen anders als die Branchenführer?
Als ich meine eigenen Firmen aufbaute, schuf ich Restriktio­nen für mein Führungsteam in Bezug auf Verkäufe und Käufe, wie viele neue Aktien sie ausgeben dürfen und wie Transaktionen zu fi­nanzieren sind. Ich entschloss mich, das Management für einige Jahre genau zu beobachten. In manchen Fällen musste ich eingreifen, wenn sich Probleme ergaben. An Rubicon Mi­nerals besaß ich 22 Prozent. Als ich 16-fach über meinem Einstand lag, dachte ich, es sei an der Zeit, mein Geld anderweitig zu investieren. Einer der Gründe war, dass ich dort nicht mein eigenes Managementteam installiert hatte.

Welche Kriterien prüfen Sie, wenn Sie sich beteiligen?
Ich möchte in Amerika sein, möchte nicht über große Distanzen reisen. Und ich will politische Risiken vermeiden. Ich möchte in Re­gionen sein, die historisch große Minen beherbergt haben. Entweder befindet sich dort also eine geschichtlich bedeutende Produktion, oder es besteht, wie im Fall Argentiniens, eine gute Chance, sehr große Vorkommen zu entdecken. Bei US Gold war es so, dass ich im Dollarraum sein wollte, weil ich glaubte, dass Gold am stärksten gegenüber dem Dollar steigen wird. Ich wollte auf dem größten Marktplatz für Goldaktien sein. Das sind die USA. Und ich wollte in einer Gegend mit sehr großen Vorkommen sein. Nevada ist einer der größten Goldproduzenten der Welt. Mexiko, wo ich ebenfalls investiert habe, ist einer der großen Silberproduzenten. Und Argentinien öffnete sich Anfang der 90er-Jahre für den Bergbau.

Hand aufs Herz: Gold spielt die entscheidende Rolle in Ihrem Leben?
2002 verlor ich innerhalb von vier Monaten eine meiner Schwestern und meine Mutter. Ich stand an der Spitze von Goldcorp und überlegte mir, was das Wichtigste im Leben ist. Die Antwort: meine Frau, meine beiden Söhne, meine Familie. Der einzige wirklich beständige Teil des Lebens ist die Familie.

zur Person: Rob McEwen
Goldinvestor

Aus einer Ansammlung kleinerer Minen schuf Rob McEwen (52) ab 1993 den Goldkonzern Goldcorp. Seit 2005 kauft der Kanadier Beteiligungen wie etwa an den Juniorexplorern US Gold, Minera Andes oder Lexam VG Gold. Der Milliardär gilt zudem als groß­zügiger Spender: Für die medi­zinische Forschung und Bildung machte er zweistellige Millionenbeträge locker.

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